Von A wie Apfel bis Z wie Zwiebel

Gemüseanbau in der Südpfalz

Die Pfälzer können nur Wein? Weit gefehlt. Hier wächst auch feinstes Gemüse und Obst.

Wer Pfalz sagt, denkt an Wein. Über 100 Millionen Rebstöcke sollen es sein, aus deren Trauben die 3.600 Winzerbetriebe jährlich zweieinhalb Millionen Hektoliter Weißund Rotwein produzieren. Da bleibt nicht mehr viel Platz zwischen Pfälzerwald und Rhein, oder?

Und die Kartoffeln? Schließlich gilt die Pfalz mit nahezu 4.000 Hektar Gesamtfläche als das größte geschlossene Frühkartoffelanbaugebiet Deutschlands. So früh wie hier, oft schon Ende Mai, beginnt sonst nirgends in Deutschland die Frühkartoffelernte. Der Anbau der „Grumbeere“ – also der Grundbirne, wie die Kartoffel hier genannt wird – hat eine lange Tradition in der Pfalz. Wein und Kartoffeln also – das kommt dem Genießer in den Sinn, wenn er an die Pfalz und die Weinstraße denkt. Logisch, schließlich braucht man ja auch die Kartoffeln, um den traditionellen Saumagen zu füllen. Und doch, das ist bei Weitem nicht alles. Denn hier in der Pfalz werden auch jährlich mehr als 250.000 Tonnen Gemüse umgeschlagen. Bundesweit zählt die Pfalz damit zur absoluten Branchenspitze.

Ein paar fast unglaubliche Zahlen gefällig? Im Jahr 2017 beispielsweise lieferte allein der Pfalzmarkt in Mutterstadt 78 Millionen Bund Radieschen, 80 Millionen Bundzwiebeln und fast 30 Millionen Stück Kopfsalat. Mehr als 400 Pfälzer Betriebe bewirtschaften insgesamt über 19.000 Hektar mit mehr als 40 Gemüsesorten. Neben den Radieschen, Zwiebeln und Kopfsalat gehören dazu auch Tomaten, Zuckerrüben, Möhren, Blumenkohl, Feldsalat, Braugerste, Spargel und Obst, darunter Erdbeeren und Äpfel. Sowohl die Gesamtfläche des Gemüseanbaus wie auch die Flächen der einzelnen Betriebe haben sich in den vergangenen Jahr noch deutlich vergrößert, sodass die Pfalz inzwischen als das größte geschlossene Freilandgemüse- Anbaugebiet Deutschlands gilt.

Kartoffeln auf dem Acker

Die Böden sind aus Löss oder sandig bis lehmig, eher leicht, meist gut mit Kalk und dem nötigen Humus versorgt.
Ideale Bedingungen für die Gemüsebauern, die den Markt sicher und zuverlässig fast ganzjährig beliefern.

Grüner Spargel und Erntehelferin

Neben kleineren Familienbetrieben, die eine bunte Vielzahl von Gemüsen anbauen und sie gleich im eigenen Hofladen oder auf dem Wochenmarkt verkaufen, gibt es in der Südpfalz deshalb auch zahlreiche spezialisierte Großbetriebe. Adam Theis in Hochstadt etwa hat das komplette Gemüsesortiment im Angebot und je nach Saison frische Obstsorten und Südfrüchte. Der größte private Gemüsevermarkter der Südpfalz bietet auch verpackte Ware an, die in eigenen Sortier- und Packstationen vorbereitet und mit Kühl-LKW an Groß- und Einzelhändler bis ins Rheinland, nach Franken, ins Allgäu und an den Bodensee geliefert wird.

Begegnungen: Ein herzlicher Empfang durch Frau Hamburger vom Erlenbachhof könnte auch Ihnen zu Teil werden wenn es Sie das nächste mal nach Rheinzabern verschlägt. Der Hof befindet sich mitten im historischen Ortskern, wie der Name schon verlauten lässt, unweit des Erlenbachs. Ein landwirtschaftlicher Gemischtbetrieb mit vielen Produkten aus eigener Herstellung und Anbau.

Auch Tomaten gedeihen fabelhaft in der sonnenverwöhnten Pfalz und Bio-Betriebe wie der Schoßberghof in Minfeld und Gensheimer in Offenbach überzeugen mit immer neuen, geschmackvollen Sorten. So wie andere anspruchsvolle Sonderkulturen findet auch der Spargel in der Pfalz beste Wachstumsbedingungen. Zahlreiche Direktvermarkter in der Südpfalz, wie der Obst- und Spargelhof Zapf in Kandel, der Erlenbachhof in Rheinzabern oder der Martinshof in Steinfeld, liefern höchste Qualität und können das frühsommerliche Spargelgericht auch gleich mit Erdbeeren für den fruchtigen Nachtisch ergänzen.

Michael Zapf Hofmarkt Zapf

Michael Zapf strahlt mit seinen Erdbeeren um die Wette. Er hat gut lachen, denn das Angebot seines Direktvermarkterbetriebes mit eigenem Hofcafé ist bei den Südpfälzern sehr beliebt. Der Obst und Spargelhof Zapf ist ein familiengeführter Betrieb in Kandel. Neben 40 ha integrierter Landwirtschaft, betreiben Michael und seine Familie das Café, backen Holzofenbrot, eigene Kuchen und Torten und bereiten einen Mittagstisch zu.

Schon die Römer, die im ersten Jahrhundert nach Christus den Weinbau in die Pfalz brachten, wussten, dass die Gegend hier ein perfektes Klima bietet. Es wird hauptsächlich vom Atlantik bestimmt und ist relativ mild. Die feuchten Luftmassen, die der Ozean herüberschickt, regnen aber häufig über dem Pfälzerwald und den Vogesen ab, sodass die Rheinebene selbst eher trocken-warmes Klima hat. Die Böden sind aus Löss oder sandig bis lehmig, eher leicht, meist gut mit Kalk und dem nötigen Humus versorgt. Ideale Bedingungen für die Gemüsebauern, die den Markt sicher und zuverlässig fast ganzjährig beliefern. Diese lebendige Vielfalt der Pfälzer Kulturlandschaft kann man auch entlang des „Kraut und Rüben Radwegs“ zwischen Bockenheim und Schweigen-Rechtenbach oder auf der „Von Hof zu Hof-Radtour“ rund um Kandel erleben. Ein besonderes Erlebnis, das dieses ganz besondere Pfälzer Klima ermöglicht, sind tausende Mandelbäume, die im Frühjahr entlang der Deutschen Weinstraße blühen, und die ausgedehnten Wälder von Esskastanien am Rand des Pfälzerwalds.

Aktiv-Tipp!
Kraut und Rüben Radweg

Landschwärmen tut gut. Wer die städtischen Vertikalen für einen kleinen Ausflug hinter sich lassen möchte, findet mit dem Kraut & Rüben Radweg eine angenehme Möglichkeit. 139 km durch Deutschlands größten Gemüsegarten zergehen einem nicht nur auf der Zunge. Natürlich ist das Eintauchen in Pfälzer Genüsse Teil der Strecke – das Unterwegssein, Landschaft, Felder, Begegnungen und Atmosphäre spüren, aber auch.

 

Kraut und Rüben Radweg

Von Zuhause für Zuhause.
Gut 80 Hofläden sind über kurze Wege erreichbar.

Fertiges Gericht
Hirschrücken an Rotkohljus, Steckrübenpüree und Wirsing-Speck-Dampfnudel – nach einem Rezept des Gasthofs zum Lamm in Neupotz

Die regionalen Köstlichkeiten mit Kraut, Rüben und Kartoffeln prägen auch heute noch die Pfälzer Küche. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche ideenreiche Köche in der ganzen Südpfalz den einst sehr bäuerlich-deftigen Spezialitäten einen modernen und leichteren Stil gegeben. Sie verwenden klassische und moderne Gemüse von den lokalen Erzeugern, kombinieren neu und würzen mutig und entwickeln so aus den traditionellen Gerichten etwas Neues. Für den Genießerwettbewerb „So schmeckt die Südpfalz“ entstanden in den vergangenen Jahren auf diese Weise neue Gerichte mit Äpfeln, Tomaten und Kraut & Rüben, die sich in drei Kochbüchern nachlesen und nachkochen lassen. Und wenn es dann „Hirschrücken an Rotkohljus, Steckrübenpüree und Wirsing-Speck-Dampfnudel“ nach einem Rezept des Gasthofs zum Lamm in Neupotz gibt, oder „Wildschweingulasch in Quittensoße auf Curry-Karotten-Weißkohl mit Kartoffelkerbelknollenkuchen und Urkarottenchips“ wie im
Klosterstübel in Eußerthal, dann findet sich alles aufs Beste zusammen. Das heimische Wild, das im Winter vor der Haustüre von örtlichen Jägern erlegt wird, das Gemüse aus der Pfalz und die guten heimischen Kartoffeln. Und wenn’s dazu dann ein Glas Riesling, Spätburgunder und Co. gibt, ist das Geschmackserlebnis perfekt.

Nachkochen erwünscht!

Die Bücherreihe zum Wettbewerb So schmeckt die Südpfalz

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche ideenreiche Köche in der ganzen Südpfalz den einst sehr bäuerlich-deftigen Spezialitäten einen modernen und leichteren Stil gegeben. Sie verwenden klassische und moderne Gemüse von den lokalen Erzeugern, kombinieren neu und würzen mutig und entwickeln so aus den traditionellen Gerichten etwas Neues.

Für den Genießerwettbewerb „So schmeckt die Südpfalz“ entstanden in den vergangenen Jahren neue Gerichte, die sich in drei Kochbüchern nachlesen und nachkochen lassen.

Pfälzer Möhren